KOBLENZ, 11.10.2018

Einfach, schlicht, markant

Der Koblenzer Silber- und Goldschmied Josef Welling hat das Reliquiar Katharina Kaspers gefertigt. Für den Künstler soll das Reliquiar das Werk der Ordensgründerin wiederspiegeln.

Was zeichnet diesen Menschen und sein Werk aus? Um diese Frage kreisen Josef Wellings Gedanken, sobald er einen neuen Auftrag bekommt. Seit mehr als 50 Jahren stellt der Silber- und Goldschmied aus Koblenz sakrale Kunst her – darunter Heiligenfiguren und -statuen, Altäre und Tabernakel.

Auch bei Katharina Kasper, der Ordensgründerin der Kongregation der Armen Dienstmädge Jesu Christi, stellte sich der Künstler diese Frage. Denn er bekam er von den Dernbacher Schwestern den Auftrag, das Reliquiar für ihre Heiligsprechung im Oktober zu fertigen. Der Orden der Dernbacher Schwestern ist für ihn kein Unbekannter: Während seiner Kindheit waren in Koblenz Schwestern des Ordens tätig, die mit ihrer wertvollen Arbeit im Krankenhaus das Leben der Bewohner prägten. Er selbst ist in der Kirche aktiv, war Messdiener im Kloster. „Da war es eine Freude, dass ich nun den Schwestern etwas zurückgeben konnte“, sagt er. Schon mehrfach war er für den Orden tätig und fertigte unter anderem einen Schrein für die Gründerin des Ordens, Katharina Kaspar, an.

 

Zu Katharina passt Prunk und Protz nicht

Als sich Josef Welling dieses Jahr erneut die Frage stellte, wie er Kaspers Werk darstellen möchte, war klar: Schlicht soll es sein. „Die Schwestern sollen sich darin wiedererkennen können“, sagt er. Dabei zeigt er auf eine prunkvoll verzierte Monstranz, die neben Prototypen, Zeichnungen und Fotos auf einem Regal in seinem Atelier steht. „Das wäre in der heutigen Zeit viel zu viel gewesen“, sagt er. Die Stifterin stehe für ihr karitatives Tun aus, sie habe einfach gelebt und zeichne sich durch ihre Liebe zu Christus aus. „Das war das wichtigste.“ Deshalb habe ihr Reliquiar nicht mit Prunk und Protz daherkommen dürfen, sondern sollte schlicht die markanten Züge der Schwesternschaft zeigen

Er zeigt auf ein Foto. Einfache Formen zeichnen das Reliquiar aus: ein rechteckiger Rahmen einer Monstranz aus Dernbach, die das Grundgerüst des Reliquiars bildet. Darin rotes Glas, das mit einer Art Vorhang aus vergoldeten Kreisen verziert ist. In der Mitte dann das Herzstück: ein Stück der Rippenreliquie der Gründerin. „Wenn sie als große Heilige verehrt wird, wird sie noch mehr Begleiterin und Fürsprecherin sein und Wege zu Gott weisen können“, glaubt Welling.

Die quadratische Grundform stehe symbolisch für Erde und Zeitlichkeit. „Dabei bedeutet der eckige Kubus in der Mitte Ruhe, Stabilität und Festigkeit“, sagt Welling. Qualitäten, die auch die künftige Heilige ausgezeichnet hätten. Die Form der eckigen Halterung der Reliquie sei an das biblische Bild der Heiligen Stadt Jerusalem angelehnt, die in der Offenbarung des Johannes als in der Länge, Breite und Höhe gleiche Stadt beschrieben wird. Aus dieser Halterung forme sich dank einer Aussparung ein Heiligenschein. „Das bedeutet Fülle und Vollkommenheit“, erklärt der Künstler. Das eigentlich Gott vorbehaltene Symbol verdeutliche, dass Katharina in die Wirklichkeit Gottes hineingenommen werde.

Große Bewunderung für die Ordensgründerin

Lange habe er an dem Reliquiar gearbeitet, um Katharina Kasper wirklich gerecht zu werden. „Das war aufwendig, weil es aus so vielen verschiedenen Materialien besteht: Silber, Bronze, Emaille und Gold.“ Bis auf das Gießen der Ringe habe er alles selbst gemacht. Denn Wellings Werkstatt ist gut ausgestattet. Auf mehr als vier Räume erstreckt sie sich, dort sind nicht nur Werkbänke, Schraubstöcke und Feilen, sondern auch feinere Werkzeuge etwa zum Bearbeiten von Kaspers Reliquiar zu sehen.

Josef Welling hat die Reliquie selbst eingesetzt. „Natürlich ist man da besonders vorsichtig“, sagt er. „Aber diese Berührung mit der Stifterin, das war eine dermaßen wertvolle Erfahrung. Ich bewundere diese Frau, die es fertigbrachte, eine ganze Gemeinschaft zu gründen.“ Ende Juli dieses Jahres war dann auch Welling dabei, als ein Teil der Reliquie genommen wurde. „Um die Echtheit des Reliquiars zu gewährleisten, habe ich es versiegelt.“ Mittlerweile hätten es Messdiener im Rahmen einer Wallfahrt nach Rom gebracht, um es dort dem Postulator des Heiligsprechungsprozesses zu übergeben. Papst Franziskus soll das Reliquiar als Geschenk erhalten, wenn er Katharina Kasper am 14. Oktober heiligspricht.

Vor 40 Jahren war Welling selbst bei der Seligsprechung dabei. Die Ordensschwestern hatten ihn eingeladen, mit ihnen nach Rom zu fahren. Zuvor hatte Welling den Schrein der Ordensgründerin gefertigt. Wenn Welling durch sein Büro geht und auf die einzelnen Fotografien seiner Werke blickt, kann er sich fast immer noch an die jeweils passende Bibelstelle erinnern. Mit seiner Arbeit will er solange weitermachen, wie Gott es zulässt. „Dass ich diesen Weg eingeschlagen habe war Zufall, aber auch Prägung aus meinem katholischen Elternhaus und vielleicht hatte der Heilige Geist seine Finger im Spiel“, sagt er. So hat er für Auftraggeber in ganz Deutschland, aber auch in Afrika, Norwegen oder Straßburg zum Beispiel Tabernakel, Weihwasserbecken und Messkelche hergestellt. Jeder dieser Aufträge sei etwas Besonderes gewesen. Eine Premiere war der Auftrag des Reliquiars Katharina Kaspers dann aber doch: „Mir ist nicht bekannt, dass der Papst schon eines meiner Werke als Geschenk bekommen hat.“

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