LIMBURG, 24.09.2018
Dabei, wenn der Papst unser Westerwälder Mädchen heiligspricht
„Maria Katharina Kasper darf nun von der Kirche als selig verehrt werden“, sagte Papst Paul VI. vor 40 Jahren in Rom auf Italienisch. Kurz darauf fiel ein Tuch in der Gloriole Berninis und enthüllte ein Bildnis der Ordensgründerin der Dernbacher Schwestern. Tausende Gottesdienstbesucher im Petersdom fingen an zu klatschen und Gloria zu singen. „Das war einfach überwältigend“, sagt Pallottiner-Pater Alexander Holzbach; er war als Messdiener bei der Seligsprechung dabei. Noch immer erinnert sich der 64-Jährige gerne an dieses Ereignis in Rom.
Im Oktober wird Katharina Kasper in Rom heiliggesprochen. Als Pater Holzbach im Mai diese Nachricht erfuhr, war es ein besonderer Moment für ihn. „Mir war sofort klar: Ich fahre wieder hin“, sagt er. Besonders, weil Papst Paul VI. gleichzeitig mit Katharina Kasper heiliggesprochen werde. Dieses Mal will er mit dem Flugzeug anreisen und sich dann dem Pilger-Programm des Bistums Limburg anschließen. „Ich freue mich schon auf die Atmosphäre in Rom, wenn man überall Limburger trifft“, sagt er.
Mit drei Sonderzügen nach Rom
24 Jahre alt war er, Theologiestudent an der Hochschule Vallendar und Pallottiner-Anwärter, als er gefragt wurde, ob er nicht die Pilgergruppe nach Rom zur Seligsprechung Katharina Kaspers begleiten wolle. „3.000 Leute – und wir sind mit drei Sonderzügen nach Rom gefahren. Da brauchte es natürlich Führer, die die Gruppen auch zusammenhalten und ihnen etwas zeigen konnten“, sagt Holzbach. Mit Wissen zu Rom und der heiligen Stadt ausgestattet, war er als junger Mann für 30 bis 40 Schwestern zuständig. In Rom folgte die große Überraschung: Unter den Ministranten sollten auch sieben Pallottiner-Studenten sein, darunter auch er. Abends bei der Probe seien nur noch 20 Menschen im sonst so überfüllten Petersdom gewesen, und es wurde geübt, „bis jeder Schritt saß“. Am nächsten Tag dann die Seligsprechung: „Das Licht, die vielen Bischöfe, der Papst, der damals noch auf einer Sedia Gestatoria, einem tragbaren Sessel, hereingetragen wurde, die ganzen Riten und Feierlichkeiten, die Gabenprozession – das alles hat mich damals schwer beeindruckt.“ Der Papst habe Gaben aus der Heimat Katharina Kaspers erhalten: etwas aus Dernbach, Kerzen aus Montabaur, Vasen und Krüge aus Höhr-Grenzhausen sowie Obstkörbe. „Es war eine wunderschöne Prozession. Heute frage ich mich: Was soll der Papst mit Vasen aus dem Westerwald?“ Heute sei solch eine Seligsprechung in Rom nicht mehr möglich. „Seit Benedikt XVI. sind die Seligsprechungen im Heimatbistum“, sagt er. Aber besonders für die Schwestern, die mit den Freunden des Ordens nach Rom fuhren, sei es ein herausragendes Ereignis gewesen.
Holzbach hat eine persönliche Verbindung zu Kaspers Werk und der Kongregation der Armen Dienstmädge Jesu Christi: Aufgewachsen in Herschbach, einem kleinen Dorf bei Wallmerod im Westerwald, waren die Dernbacher Schwestern Teil seines täglichen Lebens. „Sie sind mir seit Kindesbeinen bekannt“, sagt er. Wer ins Krankenhaus musste, sei zu den Dernbacher Schwestern gegangen, wo selbstverständlich auch die Andacht dazu gehört habe. Auch später in Limburg an der Marienschule, wo er als Kaplan tätig gewesen sei, seien die Schwestern im täglichen Leben präsent gewesen. Der Name der Ordensgründerin sei ihm als Kind zwar bekannt gewesen, aber nicht die Bedeutung ihres Werks. „Das ist mir erst später immer mehr zugewachsen“, sagt er. Zehn bis zwölf Predigten habe er mittlerweile über sie gehalten. „Ich bewundere Katharina Kasper als einfache und fromme Frau, die gesehen hat, was zu tun ist und gehandelt hat – auch gegen Widerstände. Die sah die Kinder und sah die Kranken und hat gesagt: Da müssen wir was machen und hat das auch getan. Vor allem dieses Zupacken aus dem Geist der Nächstenliebe, das bewundere ich.“
Heiligsprechung wird großes internationales Fest
Pater Holzbach fühlt sich Limburg verbunden. Auch wenn der Pallottiner als Redakteur der Zeitschriften „das zeichen“ und „Pallottis Werk“ mittlerweile seit sieben Jahren im bayrischen Friedberg wohnt, so hat er doch mehr als 20 Jahre im Bistum Limburg gearbeitet und ist dort aufgewachsen. Dieses Mal habe er eigentlich nur „aus der 8. Reihe“ unter den Limburgern den Gottesdienst erleben wollen, dann aber sei er von den Dernbacher Schwestern eingeladen worden, als einer der Konzelebranten an der Heiligsprechung teilzunehmen. „Mit Tausenden am Petersplatz stehen wäre auch schön gewesen, aber nun bin ich vielleicht fünf Meter näher am Altar“, sagt er und lacht. Dafür wolle er sich beim späteren Dankgottesdienst einfach unter die Leute mischen. Auch bei der Heiligsprechung erwartet er viele Pilger – weil am gleichen Tag noch Papst Paul VI. und der salvadorianische Bischof Oscar Romero heiliggesprochen werden. Dass auch der Papst, der Katharina Kasper selig gesprochen habe, gleichzeitig heiliggesprochen werde, mache für ihn das Erlebnis doppelt schön. Er freut sich auf die Reise. „Das wird eine große und internationale Feier. Ich bin als Westerwälder Junge gerne dabei, wenn der Papst unser Westerwälder Mädchen heiligspricht.“ (Judith Hoppermann)