Ein großes Freundschaftstreffen für Katharina
Ein Jahr nach der Heiligsprechung von Katharina Kasper in Rom haben am Sonntag, 13. Oktober, die Dernbacher Schwestern, das Bistum und die Pfarrei St. Bonifatius in Wirges dieses einmalige Erlebnis Revue passieren lassen. Hunderte Gläubige kamen in die Heimat der ersten Bistumsheiligen und erlebten in einem bewegenden Dankgottesdienst mit Bischof Dr. Georg Bätzing und bei den zahlreichen Möglichkeiten der Begegnung, wie lebendig das Zeugnis Katharina Kaspers immer noch ist. Höhepunkt des Festtages war die Uraufführung des Oratoriums „Beati Pauperes“ in der Pfarrkirche von Wirges.
„Die Freude ist groß. Ein Jahr nach den Feierlichkeiten zur Heiligsprechung von Katharina Kasper in Rom und hier in Dernbach und Wirges kommen wir als Freundinnen und Freunde dieser bodenständigen, tief gläubigen und sympathischen Heiligen wieder zusammen“, sagte Bischof Georg Bätzing in seiner Predigt. Es sei toll an dieses Ereignis anzuknüpfen und zu erleben, wie sich das Zeugnis Katharinas über die ganze Welt ausgebreitet habe.
Dem lieben Gott näher kommen
Das Jahr seit der Heiligsprechung sei schnell vergangen und es sei viel passiert in Persönlichem, in Familiärem, bei den Schwestern und auch in der Kirche: Bei den Dernbacher Schwestern habe ein Generalkapitel stattgefunden, eine neue Ordensleitung sei gewählt worden und habe Verantwortung übernommen. „Hierzulande wollen wir als Kirche in einem breit angelegten Synodalen Weg einen Aufbruch wagen. Wir wollen besonders den erschütternden Skandal des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in unseren Reihen dadurch angehen, das wir uns wichtigen Fragen stellen“, so der Bischof. Auf diesem Weg müsse es um die Frage nach Macht und einer angemessenen Machtverteilung in der Kirche, nach der Rolle von Frauen und ihrem Anteil an Leitung in der Kirche, der Frage nach der besonderen Rolle des Priesters, seines Dienstes und seiner Lebensgestaltung, und schließlich auch um Fragen gehen, wie Liebe und Partnerschaft verantwortungsvoll gelebt werden könne.
Am ersten Jahrestag der Heiligsprechung ging es aber nicht nur um einen Rückblick. „Katharina Kasper würde sich verwundert die Augen reiben, wenn wir heute bloß nostalgisch in Erinnerungen schwelgen und sozusagen das Fotoalbum vergangener Ereignisse durchblättern würden“, sagte Bischof Georg. Vielmehr müsse es, und hier griff er Worte Katharinas auf, darum gehen „dem lieben Gott näher zu kommen. Es müsse gefragt werden, ob die Verbundenheit mit der neuen Heiligen stark gemacht habe, um die Herausforderungen in denen man stehe zu meistern. Und man müsse sich fragen, ob das Vorbild Katharinas Veränderung gebracht habe und man um ihre Fürsprache gebetet habe. Das nämlich sei das Entscheidende an der Heiligenverehrung in der Kirche. „Heilige sind nicht Heldinnen und Helden einer vergangenen Zeit. Sie sind unsere Weggefährtinnen und Weggefährten. Sie gehen mit uns, sie nehmen Einfluss auf den Weg der Kirche und helfen uns, ganz nah bei Jesus zu stehen und mit ihm nach dem Willen Gottes zu suchen“, sagte Bätzing. Katharina Kasper habe sich in den Dienst Gottes gestellt. Sie wollte sein Werkzeug sein durch das der Wille Gottes in ihr, durch sie und für sie geschehe. Gott sei ihr Ein und Alles gewesen. „Wenn Katharina etwas besonders am Herzen liegt, liebe Schwestern und Brüder, dann, dass jede und jeder von uns in diese Haltung hineinwächst. Denn das ist Glaube auf den Punkt gebracht. Christsein vom Feinsten!“, betonte Bischof Georg.
Großzügigkeit, kreative Widerstandsfähigkeit und Dankbarkeit
Natürlich müsse dieser hohe Anspruch und diese große Sehnsucht alltagstauglich umgemünzt werden. Dafür gebe es jedoch genug Möglichkeiten, wie das Zeugnis Katharinas ganz konkret vor Augen führe und für sich charakteristisch sei. Katharina habe beispielsweise immer großzügig und ohne Hintergedanken gegeben. Sie habe dafür nichts erwartet. Katharina sei auch widerstandsfähig gewesen und habe den Mut nicht verloren. „Nach einigen guten Jahren des Wachstums und des unerwarteten Erfolgs der neuen Schwesterngemeinschaft sah sich Katharina in den Jahrzehnten des Kulturkampfes großen Widerständen gegenüber. Die junge Gründung war im Kern bedroht, weil viele ihrer Aufgaben in Krankenpflege und vor allem im Schulbereich aus politischen Erwägungen nicht mehr sein sollten“, erzählte Bischof Georg Bätzing.
Katharina habe dies nicht einfach erduldet und nicht einfach ohne Widerspruch hingenommen. Gerade in solchen Situationen seien in ihr kreative Kräfte geweckt worden, um Wege und Alternativen zu suchen, diese schwierigen Jahre zu bestehen. Sie habe viel gekämpft, sei aber nie bitter geworden. Und Katharina sei ein dankbarer Mensch gewesen. „Glaube – einfach übersetzt ist Dankbarkeit. Glaube ist Antwort auf all das Gute, was Gott mir geschenkt hat“, so der Bischof. Danken mache weit und stärke die Verbundenheit untereinander. Danken helfe, heil zu werden und vertrauen zu können. „Geben ohne etwas dafür zu erwarten. Kreative Widerstandsfähigkeit. Gelebte Dankbarkeit. Ein Jahr nach der Heiligsprechung wollen wir diese Alltagstugenden der Heiligen Katharina aufmerksam in den Blick nehmen und mit ihrer Hilfe leben. Und wenn sie uns nächstes Jahr fragt: ‚Werden wir in dieser Zeit auch dem lieben Gott näher gekommen sein?‘, dann möchte ich antworten: Wir wollen es hoffen“, so Bischof Georg.
„Musikalisch das ganz große Kino“
Höhepunkt der Feierlichkeiten zum ersten Jahrestag der Heiligsprechung war die Uraufführung des Oratoriums „Beati Pauperes“ zu Ehren Katharina Kaspers in der Pfarrkirche St. Bonifatius in Wirges. Solisten, Projektchor und Orchester machten die Kirche, die bis auf den letzten Platz gefüllt war, zum Konzertsaal und begeisterten mit ihrer Musik die Zuhörer. „Beati Pauperes“ – Selig die Armen ist ein Werk des Kirchenmusikers Johannes Schröder. Der Text stammt von Pater Helmut Schlegel und macht deutlich, welche große Bedeutung die bekannten Seligpreisungen der Bergpredigt in der Lebens- und Berufungsgeschichte Katharina Kaspers hatten. Die Seligpreisungen bilden daher auch den roten Faden des Oratoriums. Bei der Uraufführung gelang es den Musikern, diese Seligpreisungen lebendig werden zu lassen und in die heutige Zeit zu übersetzen. Die Zuhörer wurden angerührt von der Botschaft und so war das Oratorium gleichsam eine musikalische Meditation, die tief bewegte. „Das war jetzt musikalisch aber das ganz große Kino“, sagte ein junger Besucher nach der Uraufführung begeistert. Er habe selten erlebt, dass ihn Musik innerlich so erfülle. So wie dem jungen Mann, der extra aus Frankfurt in den Westerwald gekommen war, weil er sich Katharina Kasper seit langem sehr verbunden fühlt und viele Dernbacher Schwestern persönlich kennt, ging es vielen Zuhörern.
Rund zwei Stunden dauerte die großartige Musik, die ein Gemeinschaftswerk von Solisten, Orchester und Chören ist. Für die Uraufführung hatte Johannes Schröder einen Projektchor mit knapp 100 Sängerinnen und Sängern gegründet, die monatelang intensiv die anspruchsvolle musikalische Literatur einstudierten. Mit dabei waren die jungen Stimmen des Kinder- und Jugendchors St. Peter in Ketten aus Montabaur. Brillant waren auch die Solisten, die Maria Magdalena (Corinne Brill), Katharina Kasper (Margit Diefenthal) und den Worten Jesu (Florian Bauer) ihre Stimme gaben. Die Echostimme (Felix Boege) war Widerhall und Antwort der Menschen auf die Einladung der Seligpreisungen. Beim großen Finale wurde dann auch das Publikum als Chor noch miteingebunden und auch die Orgel, gespielt vom Limburger Domorganisten Carsten Igelbrink, erklang und erfüllte den Kirchenraum. Nach dem letzten Ton des Oratoriums war es zunächst ganz still im Westerwälder Dom, fast andächtig. Erst dann brannte Applaus auf, der Minuten andauerte, begeistert war und mit dem sich das Publikum für die großartige musikalische Leistung und das wunderbare Oratorium bedankte.
Kinder der Erde sind wir - Ein Stück Oratorium zum Nachhören
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